Job durch Morsezeichen | 🤔 Glück oder Können? | Wahre Begebenheit | Inspirierende Geschichte zum Nachdenken

Morsezeichen können - eine kurze Geschichte
Novellen - Kurzgeschichten - Bücher - Daniela Noitz

Ende der 20ziger Jahre trug sich diese wahre Geschichte in New York wirklich zu. 

Jeder weiß, dass auch Ende 1920 überall große Arbeitslosigkeit herrschte. Die New Yorker Telegrafen-Firma „Western Union Telegraph Company“ hatte einen Job für einen Morse-Operator ausgeschrieben. Damals wurden die neuesten Nachrichten mit Hilfe eines Apparates übermittelt, den Samuel Morse im Jahr 1833 entwickelt hatte. 

In dem Stellenangebot wurde – wie wir es noch heute kennen – ein junger, belastbarer Mensch gesucht, der mindestens 10 Jahre Berufserfahrung haben sollte. Der Andrang war groß. Es meldeten sich über 800 junge Menschen. Davon wurden nur 300 eingeladen.

Damals waren die Gebäude noch großzügig gebaut. Die Firma hatte eine ausladende Empfangshalle, von der aus einzelne Gänge ins Innere des Gebäudes führten. Über einen von ihnen gelangte man zu den Rekrutierungsräumen der Personalabteilung.

Die Bewerber erhielten bei der Ankunft Nummern, nach denen sie aufgerufen werden sollten. Stühle gab es nur wenige also setzten sich viele auf den kalten Steinfußboden und warteten.

Der Bewerberstrom ebbte nicht ab. Alle kamen, alle wollten den Job. Die Stimmen der Menschen in der Halle wurden von einem ständigen Hämmern im Hintergrund überlagert.

Da trat ein Mann in die Halle, zog die Nummer 254 und suchte sich einen Platz. Er hörte wie gerade der Bewerber mit der Nummer 87 aufgerufen wurde. Ihm wurde sofort klar, dass es noch lange dauern würde, bis er an der Reihe war. Daher setzte auch er sich auf den Boden, um zu warten.

Es dauerte keine zwei Minuten, da schoss er wie vom Blitz getroffen hoch, ging geradewegs zur anderen Seite der Halle in den kleinen Gang. Ohne anzuklopfen öffnete er die dritte Türe und trat ein.
Nach ungefähr 5 Minuten kam er wieder aus dem Raum, begleitet von einem Angestellten. Dieser teilte den Wartenden mit, dass der Job vergeben sei, sie könnten alle nach Hause gehen.

Unter den Wartenden machte sich Unmut breit. „Dieser Mann hat sich nach vorne gedrängt“, rief einer wutentbrannt. „Ich war an der Reihe“, schrie ein anderer. Im Nu schloss sich eine geifernde Menschentraube um die Beiden. Zwei drahtige Kerle zerrten an dem Bewerber. Bevor es zur Schlägerei kommen konnte, griff die Security ein, um die Menge auseinander zu treiben.

Der Angestellte, ein älterer Herr mit einem schneeweißen Bart, hob gelassen seine Arme mit einer Geste der Beschwichtigung. Es dauerte noch eine kurze Weile, bis die Menschen erkannten, dass ihnen etwas gesagt werden sollte. Und da trat Ruhe ein.

Der Personalchef stellte sich kurz vor und erklärte den Jobsuchenden, warum der Mann mit der Nummer 254 diesen Job bekam.

Er sagte: „Jeder einzelne von Ihnen hatte dieselbe Chance, wie dieser Bewerber. Jeder von Ihnen hörte das Hämmern im Hintergrund. Vielleicht dachten Sie, wir würden gerade umbauen oder renovieren. Aber dem ist nicht so. Wir sind eine Telegraphen-Gesellschaft und was da zu hören ist, sind unsere Morse-Operatoren. Während unserer Bewerbungszeit hämmerte einer von ihnen etwas, das über den Lautsprecher verstärkt wurde:

„Wenn du das verstehst, gehe in den Gang B und trete durch die Tür des Raumes B1-233. Klopfe nicht an, sondern gehe einfach rein und du hast garantiert den Job.“

Jeder hatte die gleiche Chance, doch nur einer verstand sein Handwerk.

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