Erdeboden ins eingeΓΆlt, der Himmel drΓΌckt ein Auge zu.
Und mich wollen jetzt, da ich diese Betrachtung beschlieΓe, die Prosanen haben und die Frommen. Beide, um mich zu verbrennen. Ich entschlΓΌpfe den geringen Krallen wie ein Schmetterling. Ich liebe die Blumen. Und die holde, die selige Weihnachtszeit mit ihren heiligen Mythen ist eine Blume mitten im Winter des Jahres und des Lebens – eine Blume, die an meinem Busen blΓΌhen mΓΆge, wenn ich freie und wenn ich sterbe. Oder weiΓ einer von Euch Frommen und Prosanen im Himmel und auf Erden schΓΆneres zu denken, als eine junge keusche Mutter mit dem Kinde? Als ein Kind, das mit dem Fleisch gewordenen Wort: „Tue Gutes denen, die dich hassen; liebe deinen NΓ€chsten wie dich selbst“ die Welt erlΓΆsen will?
Γber der Waldlandschaft liegt eine starre, blasse Winternacht. Am Himmel steht der Mond, aber der Schnee auf den FichtenbΓ€umen flimmert nicht, denn der Mond und die Sterne sind durch eine matte Wolkenschicht verdeckt. In solcher DΓ€mmerung sind die HΓΆhenrΓΌcken und die TΓ€ler und Schluchten nur unbestimmt zu sehen, hier ragen die schwarzen Zacken der BΓ€ume schΓ€rfer auf, weiterhin verschwimmen die Umrisse der Berge und BΓ€ume teils in Frohlust, teils im Schleier eines sachte beginnenden Schneiens.
Durch diese Nacht zittert ein Klingen. Es kommt von allen Seiten her, es ist, als ob die Schneeflocken in der Luft klΓ€ngen. Es steigt von den TΓ€lern herauf, wo DΓΆrfer und Kirchen stehen, es sind die Glocken der heiligen Weihnacht.
Welch eine wunderbare Erscheinung an diesem Tage! Wenn eines Tages am Himmel zwei Sonnen stehen, so ist das Wunder nicht grΓΆΓer, als jenes, das sich am Weihnachtsfeste vollzieht. Das ist ein Tag, an welchem von all den eigennΓΌtzigen Menschen keiner an sich, jeder an andere denkt. Einer den andern mit Freuden zu ΓΌberraschen, mit Gaben zu ΓΌberhΓ€ufen, das ist das Ziel dieses Tages. Es ist kalter Winter, aber keinen friert, denn die Kerzen sind warm. Es gibt heimliche Arbeit Tag und Nacht, keiner ermΓΌdet, keinen hungert, die Liebe zum Mitmenschen stΓ€rkt und sΓ€ttigt alle. Es ist, als ob die Naturgesetze andere wΓ€ren, und fast bangt man um das Gleichgewicht der Welt, da so plΓΆtzlich alles in Freude ist, da so plΓΆtzlich die Allgewalt der Charitas herrscht. Wenn ich am Morgen des Weihnachtsabends erwache und mein Auge auf den Christbaum fΓ€llt, der in Erwartung der nahen Jubelstunde still auf dem weiΓ gedeckten Tische steht, da werden mir die Augen feucht. O Weihnachtsfest, das du die Herzen der Menschen erweckest und mit himmlischem Maienhauch die Erde zum Heiligtum wandelst, sei gegrΓΌΓt! Sei gegrΓΌΓt, du gΓΆttliches, du unbegreifliches Weihnachtsfest.
Der heilige Abend und der Christtag! Zwei Tage haben wir im Jahre, an welchem die Liebe herrscht, die vor nahezu zweitausend Jahren der Heiland geoffenbart hat. Wenn jedes neue Jahrtausend auch nur einen Tag der selbstlosen Liebe in das Jahr dazulegte, so brauchen wir nur mehr dreihundertdreiundsechzigtausend Jahre, bis die Erde – vorausgesetzt, dass sie so lange das Leben hat – ein Himmelreich ist.
Γbrigens, wenn manche Leute das, was sie fΓΌr den „Himmel“ tun, ohne dass die Mitmenschen davon einen Vorteil haben, fΓΌr diese Welt und ihre Bewohner ΓΌben wollten, wir kΓ€men noch um ein Bedeutendes frΓΌher zum heiΓ ersehnten Reiche Gottes auf Erden. –
Ihr kennt die Geschichte, wie der arme Gregor hinausging in den Wald, um fΓΌr seine lieben Kinder ein ChristbΓ€umchen zu holen. Dabei ergriff ihn der FΓΆrster und lieΓ ihn als einen Dieb und Waldfrevler sofort in den Arrest stecken. Das bΓΌrgerliche Gesetzbuch sagt, der FΓΆrster hΓ€tte recht getan. Das ist mir schon ein VerdΓ€chtiger, der immer nur aufs bΓΌrgerliche Gesetzbuch schaut und auf nichts anderes. Wir tragen ein anderes Gesetzbuch in unserem Herzen. Als ich einst in jungen Jahren aus dem Waldhause in die Fremde ging, unwissend und unerfahren, nahm mich meine Mutter an der Hand und sagte: „Peter, wenn du einmal einem anderen etwas tun willst und weiΓt nicht, ob’s recht oder unrecht ist, so mache auf ein Vaterunser lang die Augen zu und denk‘, du wΓ€rest der andere.“ – Da habt ihr das Evangelium, den Katechismus und das bΓΌrgerliche Gesetzbuch in wenigen Worten beisammen.
Finden denn die Weihnachtsglocken nimmer Harmonie in unserer Seele? Heute ausgelassene Schenkfreude, morgen wieder Lieblosigkeit. WΓ€re denn die Treue, das herzliche AnschlieΓen des Menschen nicht selbstverstΓ€ndlich auf dieser Welt, wo die Elemente jede Stunde tausend Waffen gegen uns bereithalten? Wahrlich, es ist nicht klug, sich Feinde zu schaffen unter den BrΓΌdern und hohlen Phantomen nachzujagen und Herzen zu verwunden die kurze Zeit, da wir das Sonnenlicht schauen ΓΌber den GrΓ€bern. Die Lichter am Weihnachtsbaum, sie brennen genauso feierlich ernst und still, wie jene dereinst an der Totenbahre!
Peter Rosegger
Danke fΓΌr diese Tolle lange Geschichte Jetz bekomme ich mit,was mir in m meinerK indheit alles fehlte.Schade.Sehr schΓΆn, WENN man sich si etwas ,verinnerlichen kann,darf.
Danke Mahababa π€πππ―ββπ―FΓΌr Dein MΓΌhn Herzlichst KARIN